WiG-Unternehmer im Februar zu Besuch in einer Mendener Schreinerei
von Andrea Fleming
„Es tut gut, sich mit anderen Unternehmern auszutauschen – wir haben einen ähnlichen Blick auf die Situationen und die anderen verstehen sofort, was ich meine, wenn ich ein von bestimmten Schwierigkeiten erzähle“, zieht Sonja Volkmer nach dem Wochenende in Menden Bilanz. Die junge Frau leitet mit ihrem Mann ein Zahntechnik-Labor mit mehr als 100 Mitarbeitenden und hat sich für das Netzwerktreffen der „Wirtschaft in Gemeinschaft“ im Sauerland die zwei Tage freigekämpft. 15 weitere Unternehmer aus verschiedenen Teilen Deutschlands haben sich auf die Einladung von Johannes und Birgit Linke hin auf den Weg gemacht und besuchen den Schreinerei-Betrieb, der sich vor allem auf Maßarbeiten und Sonderausstattungen im Privat- und Firmenkundenbereich spezialisiert hat.
Auch ein Team vom ZDF ist am ersten Vormittag mit dabei – sie machen einen Beitrag über „Verantwortliches Wirtschaften“ und wollen dabei einen Betrieb zeigen, der sich an den Prinzipien der Wirtschaft in Gemeinschaft orientiert. Auch Sonja wird kurz interviewt.
„Das Ziel des Unternehmens ist nicht, den Gewinn zu maximieren. Das Ziel des Unternehmens ist es, dafür zu sorgen, dass es Mitarbeitern und Kunden besser geht“, hatte Johannes Linke am Vortrag vor der Kamera gesagt und dem Fernsehteam erklärt, dass ihm Transparenz in seinem Betrieb sehr wichtig ist – die Kollegen wissen auch, was er und seine Frau jeden Monat als Gehalt bekommen und entscheiden mit, wenn sich daran etwas ändert. Auch bei der Anschaffung von neuen Maschinen reden sie mit und sind am Gewinn beteiligt.
Doch so wichtig wie das Klima innerhalb des Betriebs ist Johannes auch die Beziehung zu seinen Kunden und Lieferanten und auch eine ehrliche und gradlinige Lebens- und Arbeitsweise, wenn es um den Wettbewerb mit anderen oder um unfaire oder grenzwertige Geschäftspraktiken geht.
Das verbindet ihn mit den anderen Unternehmern, die ihn an diesem Wochenende besuchen kommen und erzählt offen auch von Schwierigkeiten, mit denen er manchmal zu kämpfen hat. Ob in der Gesprächsrunde nach der Betriebsbesichtigung oder beim Abendessen in gemütlicher Runde – das Interesse auch über die eigene Branche hinaus ist groß, die Fragen gehen schnell aufs Wesentliche und jeder nimmt sich den ein oder anderen Denkanstoß, eine gute Idee, eine kritische Rückfrage mit auf den Weg nach Hause.
Und die Gruppe entscheidet auch, wohin das Geld gehen soll, dass sie im letzten Jahr von ihren Gewinnen zusammengelegt haben, um Not zu lindern und andere Unternehmen in Gründung zu unterstützen. Diesmal fällt die Wahl auf ein Projekt in Mexiko, in dem zufällig auch eine Schreinerei entstehen soll. Und Zeit und Ort für das nächste Treffen stehen auch schon – es geht nach Mannheim, wo einige Jungunternehmer in ein Gewerbeareal gemeinsam nutzen.