Die Italienerin Simona Rizzi ist Unternehmerin, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie ist die Präsidentin einer der Genossenschaften der italienischen Gruppe Tassano, die sich an der “Wirtschaft in Gemeinschaft” orientiert.
veröffentlicht in Focolare.org am 14/05/2018
Sie lebt und arbeitet in Genua, einer Stadt im Nordwesten Italiens, die auf der einen Seite vom Meer, auf der anderen Seite von Bergen umgeben ist. Die nicht unerheblichen Verpflichtungen einerseits als Präsidentin einer der Genossenschaften der Gruppe Tassano mit rund 700 Angestellten auf dem Gebiet sozialer Versorgung der Bevölkerung und der Eingliederung ausgegrenzter Personengruppen in den Arbeitsmarkt, und andererseits als regionale Referentin für den italienischen Verband der Unternehmer der Wirtschaft in Gemeinschaft (AIPEC) haben Simona nichts von ihrer umwerfenden Einfachheit und Direktheit genommen.
Bei der Veranstaltung in der italienischen Botschaft beim Vatikan zum Thema: „Chiara Lubich und die Wirtschaft in Gemeinschaft” am vergangenen 3. Mai wurde ihr Zeugnis mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen. «„Ich wollte durch meine Arbeit anderen Menschen nützlich sein. Nach dem Studium habe ich einen öffentlichen Wettbewerb als Erzieherin für die soziale Integration behinderter Kinder gewonnen. Das war zwar nützlich, aber es war nur ein Zeitvertrag. Ich kam ins Gespräch mit jungen Kolleginnen, die ebenfalls gern sozial tätig sein würden. Eine berichtete von einer Genossenschaft in unserer Gegend, die sich um benachteiligte Personen kümmerte. Ich kontaktierte sie und die Begegnung war für mich bahnbrechend. Sie hörten uns zu, ließen uns an ihrer Erfahrung teilnehmen und stellten uns einen Raum zur Verfügung. So entstand unsere Genossenschaft, gratis. Später verstanden wir, dass diese Großzügigkeit ihre Wurzeln in der „Wirtschaft in Gemeinschaft“ hatte. Diese Erfahrung hat noch vor der eigentlichen Arbeit dann auch den Stil unseres Betriebes geprägt.“
1996 entstand also „Der Weg von Arianna” einer Genossenschaft von neun jungen Frauen, die den Überfluss ihres Verdienstes wieder in den Betrieb steckten, um ihn weiter zu entwickeln. Heute zählt er über 130 Gesellschafter, davon 85 % Frauen. „Je mehr wir den Werten der ‚Wirtschaft in Gemeinschaft‘ folgten, desto besser entwickelten sich unsere kleinen Genossenschaften. Sie wurden zu einem Gewinn für die ganze Region. Je ernster wir Begriffe wie ‚Arbeit‘, ‚Menschenwürde‘, ‚Gegenseitigkeit‘, ‚Ausbildung‘, ‚gegenseitige Hilfe‘ nahmen, umso besser konnten wir die unausweichlichen kritischen Momente überwinden. Die Kraft weiblicher Unternehmer war unübersehbar. Chiara Lubich zeigte uns einen konkreten Weg, der immer offen war für kreative Veränderungen, der jeweiligen Situation entsprechend. Ihre Vorstellungen von einer gerechten Welt, von einer humanen Wirtschaft faszinierten uns.
„Der ‚Weg von Arianna‘“, erklärte uns Simona, „ist eine Organisation, in der Frauen die wichtigste Rolle spielen. Die Nachricht von einer Schwangerschaft wird mit Freude aufgenommen. Viele von uns konnten auf diese Weise ihre Mutterschaft und ihre Wiederaufnahme der Arbeit glücklich und frei angehen. Sie werden unterstützt von den Frauen, die keine Kinder haben, aber die Betriebsstruktur dahingehend verbessern, dass alle ihrer Arbeit und der Sorge um ihre Familie gerecht werden können. Was nicht so einfach ist. Wir sind von den Bedürfnissen ausgegangen, haben Lösungen dafür gesucht und uns auf dieser Suche mit anderen Verbänden, Institutionen und Betrieben vernetzt.“
Mit dieser Vorstellung von Unternehmensführung hat die Gruppe Tassano auch andere Betriebe unterstützt. „Das stärkste Unternehmen ist jenes, das als Ausdruck einer ganzen Region entsteht. Durch nationale Netzwerke, bei denen wir mitarbeiten, bemühen wir uns um eine wirtschaftliche Entwicklung, die auf ethischen Werten beruht und den Menschen wie die Natur respektiert. Durch unseren Verband „Unternehmer der Wirtschaft in Gemeinschaft“ haben wir mit unterschiedlichen Betrieben und Unternehmern zu tun, die jedoch alle ihre soziale Verantwortung spüren und ihr gerecht werden wollen. Gemeinsam haben wir ein neues wirtschaftliches Modell vorgestellt: inklusiv, solidarisch, geprägt von nachhaltiger Entwicklung.“
Was bedeutet es für Simona, einen Betrieb der „Wirtschaft in Gemeinschaft“ zu leiten? „Es bedeutet, sich selbst treu zu bleiben. Einladend, respektvoll, kohärent, achtsam im Umgang mit Ressourcen, verbunden mit anderen und gleichzeitig ganz frei. Eine Person ist immer sie selbst, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten. Das Gleiche gilt für Unternehmen.“