Eine Wirtschaftsform als Mittel zur Armutsbekämpfung

Samstag, 4. Februar 2017: Audienz für 1100 Akteure der Wirtschaft in Gemeinschaft aus 51 Ländern

Quelle: www.focolare.org

170204 Udienza Papa 24 CN ridNach einem aktuellen Report von Oxfam besitzen gerade einmal acht Männer zusammen mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Die Schere zwischen Reich und Arm öffnet sich immer weiter, viele Millionen Menschen sind zur Armut verurteilt. Die Ungerechtigkeit des herrschenden Wirtschaftssystems wird immer offensichtlicher.

In diesem Zusammenhang kann man die Wirtschaft in Gemeinschaft, wie auch andere alternative Wirtschaftsformen, als prophetisch bezeichnen.

Sie entstand 1991, als Chiara Lubich in Sao Paolo in Brasilien war. Angesichts der Armenviertel, der Favelas, die die Stadt umgeben, reagierte sie. Sie sprach mit einer Gruppe von Unternehmern und lud sie ein, Betriebe aufzubauen, die nach den Gesetzen des Marktes funktionieren, dabei aber die Gewinne auf freiwilliger Basis in die Gemeinschaft geben. So sollten Armut bekämpft, Arbeitsplätze geschaffen und die Kultur des Gebens als Alternative zur Kultur des Besitzens gestärkt werden.

Jetzt, 25 Jahre danach, werden 1100 Akteure der Wirtschaft in Gemeinschaft von Papst Franziskus in der Aula Paul VI in Audienz empfangen. Die Mehrheit von ihnen sind Unternehmerinnen und Unternehmer, die in ihrem persönlichen Leben und unternehmerischen Handeln auf Gemeinschaftlichkeit setzen. Zudem sind viele Studenten, Wissenschaftler und Lehrende aus den Wirtschaftswissenschaften dabei, die durch ihre Arbeit den direkten Zusammenhang von Wirtschaft und Gemeinschaft auf ein wissenschaftliches Fundament stellen. Durch die geographisch, wirtschaftlich und kulturell sehr unterschiedliche Herkunft der Teilnehmer wird deutlich, dass die Wirtschaft in Gemeinschaft überall Fuß gefasst hat. Viele von ihnen sind aus Asien: China, Korea, den Philippinen, Hongkong, Indien, Malaysia, Singapur und Thailand, andere aus Afrika: Burkina Faso, Burundi, Kamerun, Elfenbeinküste, Äthiopien, Uganda, Nigeria, Demokratische Republik Kongo. Zudem sind Vertreter aus 11 Ländern Nord- Süd- und Mittelamerikas dabei, aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kanada, Chile, Kuba, Mexiko, Panama, Paraguay, Uruguay, den USA. Eine weitere große Gruppe ist aus 20 Ländern Europas. An der Audienz wird auch Maria Voce, Präsidentin der Fokolar-Bewegung, und der Generalrat der Bewegung teilnehmen.

Das Anliegen dieser so unterschiedlichen Gruppe ist vor allem, Papst Franziskus dafür zu danken, dass er in seinem Pontifikat die Würde der Armen und der am Rande der Gesellschaft Stehenden hervorhebt. Zudem wird es um die Früchte gehen, die die Wirtschaft in Gemeinschaft bereits getragen hat: Gewerbeparks in Europa und Lateinamerika, Beteiligung von über 800 Betrieben, und dadurch Hilfe für mehrere Tausend Bedürftige. Unter anderem wird der Schulbesuch für viele Kinder ermöglicht. Durch die Wirtschaft in Gemeinschaft werden wirtschaftliche Kategorien neu überdacht, wie Gegenseitigkeit, Unentgeltlichkeit, Geschenk und die Grundsätze des Marktes. Derzeit entstehen neue Projekte:

  • Ein internationales Netzwerk (Economy of Communion International Incubating Network – EOC-IIN), um vor allem junge Unternehmer zu unterstützen. Knoten punkte sind bereits im Kamerun, Portugal, Kroatien, Mexiko und Brasilien aktiv. Hier ist ein System von Partnerschaften mit Unternehmen im sozialen Bereich für die Ausbildung von 100 Jugendlichen aus sozial schwachen Verhältnissen in Funktion. In Portugal und Mexiko laufen Kurse in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen zur Unternehmensführung „in Gemeinschaft“ besonders für junge Erwachsene. In Mexiko werden in Zusammenarbeit mit der Universität von Puebla junge Unternehmer aus einer indigenen Volksgruppe gefördert.
  • Ein „Armutsbarometer“, das die best practices in der Bekämpfung der Armut beschreibt, und so einen Zugang im Sinn der Werte der Gemeinschaft und der Gegenseitigkeit eröffnet.

Beim Arbeitstreffen vom 1. bis 5. Februar 2017 am Mariapolizentrum in Castelgandolfo bei Rom wird darum gehen, Projekte und Leitlinien für diese Projekte für den Zeitraum 2018-2020 zu erarbeiten.

Wenn wir uns dafür entscheiden, die Welt vom Blickwinkel der Armen und Ausgeschlossenen zu betrachten, können wir nicht in unserem Elfenbeinturm bleiben. Wir müssen auf zu ihnen an die Frontlinie, zu den Opfern, für sie und mit ihnen kämpfen. Das wird uns die Augen öffnen, wir werden Dinge sehen, die andere nicht sehen, die manchmal sehr hässlich sind, manchmal von unendlicher Schönheit. Die Wirtschaft in Gemeinschaft tut das seit 25 Jahren. Wenn sie weiter existieren will, muss sie das jeden Tag tun, immer besser, immer mehr”, so Luigino Bruni, Wirtschaftswissenschaftler und internationaler Koordinator der Wirtschaft in Gemeinschaft.

Für an der Audienz interessierte Berichterstatter gibt es die Möglichkeit, für diese Gelegenheit die Akkreditierung online zu beantragen: http://press.vatican.va/content/salastampa/it/accrediti/pubblico/accredito.html. Für bereits akkreditierte Berichterstatter muss die Zulassung wie gewohnt beantragt werden. Alle Anfragen müssen mindestens 48 Stunden vor dem Ereignis gestellt werden.

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